Personen, die regelmäßig die A29 entlangfahren, haben wahrscheinlich schon die Baustelle an der Ausfahrt „Varel / Obenstrohe“ bemerkt. In den letzten Monaten und Wochen hat sich auf dem Gelände an der Autobahn so einiges getan.

Dass hinter diesem Bauvorhaben ein bis dato einzigartiges Demonstrationsprojekt dieser Größenordnung steckt, wissen aber noch nicht alle. Ausgerechnet im überschaubaren Varel und in scheinbar einfachen Containern verbirgt sich eine Technologie, die in dieser Konstellation so noch nie zum Einsatz kam und die Energiewende unterstützen soll: Ein Hybrid-Großspeicher.

Einfach erklärt, erfahrt Ihr das Wichtigste zum Projekt und den Hintergründen.

Es entsteht ein Hybrid-Großspeicher

Aus technischer Sicht bedeutet das Wort „Hybrid“, dass zwei unterschiedliche Technologien kombiniert werden. Und genau das ist bei dem Hybridspeicherprojekt, welches in Varel gerade umgesetzt wird, der Fall.

Es kommen Lithium-Ionen-Batterien sowie Natrium-Schwefel-Batterien zum Einsatz – beide Technologien sind seit Jahren bewährt.

Während die Lithium-Ionen-Batterien Frequenzschwankungen im Netz sehr flexibel ausgleichen können, eignen sich die Natrium-Schwefel-Batterien für die längerfristige Speicherung größerer Strommengen.

Die Verknüpfung der unterschiedlichen Batteriearten ermöglicht nicht nur den Ausgleich kurzer Stromschwankungen, sondern insbesondere die längerfristige Stabilisierung der Stromversorgung und des Energiesystems.

Vereinfacht gesagt: der Hybrid-Großspeicher nimmt einen Teil des produzierten Stroms auf und gibt ihn bei Bedarf wieder ins Netz ab. Im Idealfall müssten Windkrafträder nicht mehr teilweise oder ganz abgeschaltet werden und die Überschüsse müssten nicht über die Netze abtransportiert werden.

Warum Varel und was hat enera mit dem Batteriespeicher zu tun?

Varel liegt bekanntermaßen mitten in der enera Modellregion, in der bereits heute der Anteil erneuerbarer Energien bei rund 235% liegt. Das bedeutet, dass viel mehr Strom erzeugt als verbraucht wird.

Logisch gesehen, müssen also Speicher erbaut werden, die diese Energie zwischenspeichern und diese dem Netz zur Verfügung stellen, sobald sie benötigt wird.

Der Hybrid-Großspeicher kann so ein Speichersystem darstellen und somit das Energiesystem etwas flexibler gestalten. Inwieweit der gewünschte Effekt eintritt, soll in der dreijährigen Demonstrationsphase bewertet werden.

Das Thema Flexibilität des Energiesystems ist also eine der Schnittstellen zu enera, aber auch die Mitverantwortlichen des Batteriespeicherprojektes sind mit unserem Energiewendeprojekt fest verbunden. Hendrik Brockmeyer und Magnus Pielke, ehemals Mitarbeiter innerhalb des enera Projektes, haben mit be.storaged eine Gesellschaft gegründet, die sich vor allem nach der Demonstrationsphase um den Betrieb des Hybrid-Großspeichers kümmern wird. Zu den beiden gibt’s demnächst einen #enerapeople Beitrag!

In unserer Modellregion tut sich in Sachen Energiewende also sehr viel! Wir befinden uns in einer Vorreiterregion, die auch international großes Interesse erzeugt, wie die beteiligten Unternehmen beweisen.

Die wichtigsten Zahlen zum Hybrid-Großspeicher auf einen Blick

Inbetriebnahme: voraussichtlich Oktober 2018

Leistung:

  • 11,5 Megawatt (MW) können ins Stromnetz abgegeben oder aufgenommen werden
  • 22,5 Megawattstunden (MWh) können zwischengespeichert werden

Kosten: 24 Mio. €

Beteiligte Unternehmen:

  • NEDO: Die Japanische Wirtschaftsförderung: Hauptförderer des Projektes
  • Hitachi Chemical
  • Hitachi Power Solutions
  • NGK Insulators
  • EWE
  • be.storaged