Autoren: Frank Glanert (EWE AG)
Mit Roadtrip, Barcamp und Social Media zum Erfolg
enera war von Anfang an darauf ausgelegt, möglichst viele Menschen unmittelbar und persönlich zu erreichen, um sie an das Projekt heranzuführen, sie für die Energiewende zu begeistern und zu aktiven Mitstreitern zu machen. Dabei war uns klar, dass es nicht nur unsere Themen sein würden, die die Menschen überzeugen, sondern dass wir die individuellen Bedürfnisse und Motivationen der Einwohner unserer Modellregion berücksichtigen und entschlüsseln müssen. In einer stark vernetzten Welt, kann heute jeder einen aktiven Teil beitragen, sei es als Autor im Internet oder als Aktiver für eine gute Sache und auf unzählige andere Arten und Weisen und Varianten. Wichtig ist die eigene - die intrinsische Motivation. Wie man Menschen begeistern und mitnehmen kann, wussten wir zu Beginn des Projekts noch nicht. Auch über die Menschen in der Region selbst, wussten wir auch nicht viel mehr. Jetzt wissen wir eine ganze Menge mehr, denn es hat funktioniert. Unsere Zahlen belegen, dass wir die Menschen erreichen konnten.
Wie und wo erreichen wir Menschen? Wie viel öffentliche Begegnung lassen diese Menschen zu und wieviel davon findet tatsächlich in ihrem Leben statt? Die digitalen sozialen Netzwerke erleichtern uns den Kontakt zu einer breiten Öffentlichkeit. Wenn es uns gelingt Aufmerksamkeit zu erzeugen, können wir Menschen weltweit einbinden. Diese Form der Beteiligung ist nur einen Mausklick entfernt. Und im Tagtäglichen? Auffällig ist, dass öffentliche Begegnungen das ganze Leben lang nur in sehr geringem Umfang stattfinden)1. Was bedeutet das für uns, die wir versuchen mit Menschen in Kontakt zu treten, um Ideen zu erörtern und Projekte umzusetzen? Was bedeutet die Tatsache, dass wir uns kaum öffentlich begegnen, für Partizipation, Beteiligung und Akzeptanz?
Mit dem klar definierten Ziel, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, haben wir die Kommunikation von enera auf eine ungewöhnliche Basis gestellt. Alles was wir taten und veröffentlichten, sollte nahbar, spannend, abwechslungsreich und am besten ein bisschen ungewöhnlich sein. Aufmerksamkeit zu erlangen bedeutet, dass die Menschen bereit sind sich trotz eines Überangebots von Informationen und Unterhaltung mit uns zu beschäftigen. Vielleicht mehr noch: die Dinge und Informationen zu teilen und zu verbreiten. Dafür reichen weder trockene Zahlen noch innovative Projektinhalte. Hierfür braucht es mehr.
Wir sind mit dem Rad quer über die Ostfriesische Halbinsel geradelt und noch einmal drumherum. Wir haben Menschen getroffen und haben ihre Geschichten erzählt. Wir haben mit ihnen gegrillt, uns auf den Marktplatz gestellt und Gruppen besucht, um über das Projekt zu informieren. Mehrere Jahre nacheinander haben wir mit bis zu 80 Teilnehmern ein Barcamp an der Küste veranstaltet und mussten dabei erst einmal erklären was das überhaupt ist und wie das funktionieren soll. Wir haben ein Fest mit den Friesen organisiert, gefeiert und Friesensport-Wettkämpfe gemacht. Wir haben Filme gedreht und zu guter Letzt haben wir uns mit einem selbst gebastelten Fluggerät zur Freude hunderter Zuschauer vom Deich in die Nordsee gestürzt.
Öffentlichkeit herstellen - gerne ungewöhnlich
In den vergangenen Jahren, haben wir im Projekt enera - oft genug auf ungewöhnliche Art und Weise - versucht, Öffentlichkeit herzustellen und unmittelbar mit Menschen in Kontakt zu treten. Der Roadtrip mit zwei Transporträdern quer durch - und im zweiten Jahr rund um - die Ostfriesische Halbinsel ist ein Beispiel für eine solche Aktion. Prinzipiell einfach, bricht dieser methodische Ansatz mit etablierten Erwartungshaltungen: Projekte und ihre Mitarbeiter sind ansonsten gerne weit weg oder im wahrsten Sinne unbeweglich. Unmittelbare, zufällige Begegnungen vor Ort bieten ganz neue und andere Möglichkeiten zu Einsichten zu gelangen. Sowohl in Bezug auf die Menschen, als auch deren persönliche, soziale und gesellschaftliche Lebenssituation.
Ein Barcamp am Jadebusen ist ungewöhnlich genug, um Menschen aus der Region zur Teilnahme zu bewegen und die öffentliche Begegnung mit Besuchern aus dem gesamten Bundesgebiet zu ermöglichen. So ein Austausch auf Augenhöhe, ist alles andere als gewöhnlich. Sind persönlichen Kontakte ansonsten doch grundsätzlich sehr klar strukturiert und in der Öffentlichkeit gehen wir nur wenig in den Austausch.
Partizipation lebt von Akzeptanz
Die Summe unserer individuellen, persönlichen Kontakte wird zunächst durch Schule und Ausbildung, später Arbeit und Berufsleben und erst danach zunehmend durch Kontakt zu Freunden, Bekannten und Nachbarn bzw. Vereine und Institutionen, bestimmt. Kontakte in der Öffentlichkeit, insbesondere solche bei denen ein inhaltlicher Austausch stattfindet, sind eher selten. Im Zug zu fahren, ein Einkaufszentrum oder ein Konzert zu besuchen, sind in diesem Kontext zwar öffentlich - eine Begegnung im eigentlichen Sinne, findet aber nicht statt. Wie also sollen oder können Partizipation, Akzeptanz und Beteiligung aussehen, wenn wir uns als Individuen oder gesellschaftlich kaum wirklich begegnen? Oder die Begegnung sogar vermeiden, indem wir uns nach der Arbeit ins (geschlossene) Private zurückziehen und persönlich übermittelte Informationen fast ausschließlich aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld beziehen.
Beteiligung durch soziale Netzwerke
Digitale soziale Netzwerke - Social Media - bieten jedem Einzelnen die Möglichkeit der überregionalen Vernetzung und der Veröffentlichung von Inhalten sowie der Bereitstellung von Informationen. In diesen Netzwerken kann prinzipiell jeder Sender und auch Empfänger sein. Natürlich ist das Ganze ein Ringen um Aufmerksamkeit, weil auch klassische Medienangebote mit ihren Formaten und Inhalten zusätzlich um die Aufmerksamkeit konkurrieren. Im Sinne ausgeprägter Interaktionsmöglichkeiten sowie zielgruppenorientierter Informationsbereitstellung haben die sozialen Netzwerke dennoch deutliche Vorteile. Dreh- und Angelpunkt ist dabei vor allen Dingen für Unternehmen und Initiativen bzw. für Projekte wie enera, nach wie vor die eigene Webseite.
Und sie ist weit mehr als nur die Online-Präsenz mit der Möglichkeit das Projekt, seine Inhalte und Fortschritte zu begleiten. Die Webseite stellt den Ankerpunkt für alle anderen Kanäle dar - und zwar sowohl für die digitalen sozialen Netzwerke als auch für die klassischen Medien. Wir haben uns in enera von Anfang an entschieden, mit Hilfe der eigenen Webpräsenz und der Nutzung zunächst ausgewählter und darauf aufbauend möglichst vieler digitaler sozialer Kanäle ein Netzwerk in der Region aufzubauen und uns themenzentriert auch darüber hinaus zu vernetzen. Die Kommunikation war in diesem Bereich von Beginn an frisch, ansprechend und unkompliziert ausgerichtet, trug der Rolle des Einzelnen als möglichem Partner bei der Umsetzung des Projektes und potenziellen Teilnehmer Rechnung und war insgesamt auf das Ziel der breiten Vernetzung ausgerichtet. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, dass online Präsenz und offline Formate zusammenfinden und gegenseitig positiv aufeinander einwirken. Jede Aktion in der Region bietet prinzipiell die Gelegenheit darüber auch in den sozialen Medien zu berichten. Die unmittelbare persönliche Vernetzung vor Ort hat auch im digitalen Netz einen hohen Stellenwert und bietet Identifikationsmöglichkeiten für den Einzelnen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass diese Art der Verbindung zu einer erfolgreichen Vernetzung und breiten Beteiligung führen kann. Und zwar deutlich effektiver, als wenn man beides getrennt voneinander betrachtet und betreibt. Auch die Menschen selbst nehmen diese Trennung immer weniger wahr und sind in aller Regel in beiden Bereichen unterwegs und aktiv. Das Signal ist: das Projekt enera und die Energiewende finden hier vor Ort statt. Nicht irgendwo, sondern unmittelbar vor der eigenen Haustür mit den Menschen, die Du kennst.
Roadtrip und Geschichten aus der Region
Uns wurde schnell klar: wir müssen raus zu den Menschen. Wir brauchen unmittelbaren Kontakt, wir sollten die Region kennen und die Geschichten, die man sich erzählt. Und am besten neue entdecken und erzählen. Als methodischen Ansatz, hatten wir die Mensch-Zentrierung aufgegriffen und das so genannte Human Centered Design ausgewählt. Ein ISO zertifiziertes Verfahren, dass auch in der Software- und Anwendungsentwicklung zum Einsatz kommt. Wir hatten im Rahmen von qualitativen Interviews festgestellt, dass die Menschen aufgeschlossen und bereit waren, sich einzubringen. Für diese Gespräche war aber immer eine vorherige Abstimmung erforderlich, die Ansprechpartner mussten ausgewählt und Termine vereinbart werden. Zufallsbegegnungen waren mit Hilfe vereinbarter Interviews nicht möglich. Aus diesem Grunde entschieden wir uns für einen eher ungewöhnlichen Weg. Und zwar sollten zwei Projektmitarbeiter, die jeweils methodisch intensiv mit den Aufgaben vertraut waren, per Rad durch die Modellregion fahren und in erster Linie mit Menschen sprechen, das Projekt bekannt machen und darüber in den eigenen Medien, wie u.a. im Webauftritt und den sozialen Netzwerken berichten.
Das Potenzial des Formats wurde vor allen Dingen im Erkenntnisgewinn durch die Zufälligkeit der Ansprache und der Entwicklung eigener Inhalte (owned content) gesehen. Das sich der enera Roadtrip zu einem Schlüsselelement einer alternativen Kommunikation mit der Zielgruppe in der Region auch in Verbindung mit dem Human Centered Design Ansatz entwickeln würde und darüber hinaus geeignet wäre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt zu betreiben, kann rückblickend als Glücksfall gewertet werden. Dies ist wohl vor allen Dingen dem Umstand zu verdanken, dass man auch hier Willens war, andere und neue Wege zu beschreiten und ein - wenn auch überschaubares - Risiko einzugehen.
Der enera Roadtrip wurde im Sommer 2017 unmittelbar nach Projektstart pilotiert. Die beiden Mitarbeiter waren dabei im Wesentlichen auf sich allein gestellt und haben tagesaktuell und situationsabhängig entschieden, wie konkret vorzugehen ist. Es zeigte sich schnell, dass die Andersartigkeit des Formats, Aufmerksamkeit auch über das unmittelbare Projektumfeld hinaus erzeugen würde. Bereits am ersten Tag konnten rund 10.000 Menschen über soziale Netzwerke erreicht werden. Die unmittelbare Ansprache von Menschen in der Modellregion funktionierte ebenso unkompliziert wie die der Presse und anderer Medien. Es war vor allen Dingen die Story - zwei Mitarbeiter des Projekts sind auf dem Rad in der enera Modellregion unterwegs - die sich in alle Richtungen als tragfähig und berichtens- bzw. verfolgenswert erwies. Diese Story schloss die Entwicklung des Projekts bis dato und die Notwendigkeit ungewöhnliche Wege zu beschreiten, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen, mit ein.
Im Zuge der Durchführung wurden verschiedenste Film-, Foto-, Text- und letztlich Online-Inhalte erstellt, publiziert und weiterverarbeitet. Es wurden noch während der Reise Netzwerktreffen, Radio- und Zeitungsinterviews vereinbart und durchgeführt. Darüber hinaus wurde unmittelbar mit unterschiedlichsten Menschen gesprochen. Die Gespräche fanden Eingang in die Berichterstattung und später auch in die Dokumentation hinsichtlich der qualitativen Erhebung von Bedürfnissen, regionalen Besonderheiten und Anschlussfähigkeit der Menschen in der ausgewählten Region.
Mit einem solch umfassenden Erfolg auf vielen verschiedenen Ebenen, war zu Beginn des Piloten nicht rechnen. Insofern war es nach dem ersten Jahr im Sinne der Erfolgskontrolle wichtig, die positiven Ergebnisse zu nutzen und nach Möglichkeit zu verstetigen. Im zweiten Jahr ging es darum, den Nachweis der Reproduzierbarkeit zu führen. Dieser Nachweis konnte uneingeschränkt erbracht werden und die Methode/das Format gewann im Kontext des Human Centered Design Ansatzes in der Zwischenzeit an zusätzlicher Bedeutung und zunehmend bzw. im Anschluss auch fachlich Aufmerksamkeit.
Im dritten Jahr, stand im Projekt vor allen Dingen die unmittelbare Teilnehmergewinnung im Vordergrund. Hierfür hatten sich die Art der regionalen Berichterstattung und die Identifikation einzelner Protagonisten und ihrer Geschichten aus der Region in den Vorjahren als besonders erfolgreich gezeigt. Darum wurde das Format Roadtrip dahingehend angepasst und verstärkt solche Beiträge recherchiert und veröffentlicht. Der Roadtrip wurde auf diese Art und Weise auf die zeitlichen und inhaltlichen Erfordernisse angepasst und weiterentwickelt.
Der Roadtrip selbst wurde aufgrund des vielschichtigen Erfolgs und der erlangten Aufmerksamkeit zum Gegenstand der Betrachtungen und Berichterstattung (Stichwort: earned content). Zunächst im Kontext der angeschlossenen Konsortialunternehmen, später auch im Barcamp sowie darüber hinaus in kleineren Veranstaltungen wurde der Roadtrip thematisiert und bot somit den Anlass eines Austauschs in Hinblick auf das Projekt z. B. auch mit Gewerbetreibenden und anderen interessierten Dritten wie Vereine oder Genossenschaften. Zusammen mit dem Barcamp wurde der ungewöhnliche Ansatz zum Aushängeschild und Beweis der Experimentierfreudigkeit im Projekt. Beide Formate, ihre Verknüpfung und Verstetigung, standen für eine andere Art der Herangehensweise und Beteiligung.
Insgesamt wurden im Rahmen von zwei rund einwöchiger Touren in den Jahren 2017 und 2018 jeweils rund 300 Menschen direkt auf das Projekt angesprochen - in Summe mehr als 600 persönliche Gespräche.
In 2017 wurden alleine über Facebook 55.000 Menschen erreicht. Die Interaktionsrate lag 2017 bei über 20.000 und auch die Videoansichten ungefähr bei diesem Wert. Diese Zahlen lagen 2018 nach Umstellungen auf der Plattform (Facebook) niedriger - es wurden 25.000 Personen erreicht. Auch solche Erkenntnisse waren wertvolle aktuelle Erfahrungen, die in die weitere Kommunikationsplanung Eingang fanden.
Mit einem Zuwachs von mehr als 30 Prozent, konnte 2017 auf Facebook innerhalb kürzester Zeit ein überdimensionales Wachstum generiert werden.
Mit jeweils sechs bis acht Zeitungs- sowie 2 bzw. 3 Radiobeiträgen, konnte in den Jahren 2017 und 2018 ein Mediagegenwert von jeweils mehr als 25.000 Euro errechnet werden. Die redaktionellen Beiträge in 2019 erreichten rund 12.500 Personen und trugen insgesamt mit anderen Maßnahmen dazu bei, dass zuletzt knapp 2.000 Anmeldungen für die Teilnahme an enera erreicht wurden. Der Roadtrip in seiner Gesamtheit ist nicht ohne Weiteres auf andere Anwendungsfälle übertragbar, zumal über die Zeit Anpassungen vorgenommen wurden und das Format Iterationen durchlaufen hat. Nichts desto trotz lassen sich verschiedene Kernelemente herausarbeiten, die im Folgenden dargestellt werden.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass die unmittelbare und auch zufällige Ansprache vor Ort funktioniert. Fachlich hat dies vor allen Dingen die Anwendung des Human Centered Design Ansatzes unterstützt. Und zwar in einer Art und Weise, die nicht nur in diesem Themenfeld - Energiewende - sondern auch bei den Fachleuten für „Mensch zentrierte Anwendungsentwicklung“ (u.a. Informatik) für Aufmerksamkeit und methodische Anerkennung gesorgt hat (z.B. im Rahmen entsprechende Fachveranstaltungen und -veröffentlichungen).
Für die Presse- und Medienarbeit hatten die Roadtrips den nötigen regionalen Bezug und Nachrichtenwert geliefert. Die Story und deren Konsistenz, insbesondere das hohe Maß an Authentizität (handelnde Personen) und inhaltlicher Deckung in Hinblick auf Nachhaltigkeit, Bedarf an Informationstransfer, regionalem Netzwerk usw. hat diese positive Wirkung unterstützt und weit über den jeweiligen Aktionszeitraum transportiert.
Die Verbindung von offline Ansprache und Kontakten zu online Inhalten und Netzwerken konnte mustergültig abgebildet werden. Insbesondere die starke regionale Ausprägung und die Unmittelbarkeit in der Ansprache, haben dazu beigetragen, dass der Roadtrip an sich und auch die Geschichten, Berichte und zum Beispiel Videoproduktionen überdurchschnittlich viel Aufmerksamkeit erfahren haben (siehe Reichweite und Wachstumsraten oben).
Der Roadtrip lieferte unmittelbare Erkenntnisse über das Zusammenspiel unterschiedlicher Kanäle und die Anschlussfähigkeit der Kommunikation in der Region und bei den einzelnen Menschen, die weit über das Format hinaus wichtige Erkenntnisse lieferten. Insbesondere für Informationsabende und deren Gestaltung dienten die Begegnungen des Roadtrips als Vorlage. Die regionalen Geschichten und die Form der unmittelbaren Berichterstattung wurden erlernt, verstetigt und in einem komplexen Zusammenspiel von Socialmedia, SEO (Search Engine Optimization), SEA (Search Engine Advertising) und Webauftritt u.a. zum Zwecke der Teilnehmergewinnung erfolgreich eingesetzt.
Was ist denn das, ein Barcamp?
Das innovative Veranstaltungsformat lädt zum Mitmachen ein. Jeder bringt etwas mit, jeder von uns hat Ideen oder Informationen, die er teilen oder weiter entwickeln kann. Mit diesen Ideen und dem Know-How jedes einzelnen gestalten wir gemeinsam und selbst organisiert zwei Tage. Keine Keynotes, kein vorher fest gelegter Tagesablauf. Eine Session dauert 45 Minuten, danach 15 Minuten Zeit sich neu zu orientieren. Inhalte, Ablauf und Vorgehen werden von den rund 80 Teilnehmern in Dangast am Freitag- und erneut am Samstagmorgen gemeinschaftlich ausgehandelt und vereinbart.
Klingt ungewöhnlich? Stimmt, ist es. Und vor allen Dingen funktioniert es und macht irrsinnig Spaß. Du wirst lebendige Diskussionen erleben und bist mittendrin im Geschehen. Wir freuen uns schon auf Deinen Beitrag, nehmen Dich gerne an die Hand wenn Du neu bist und zeigen Dir wie es geht. Es ist ganz einfach.
Ein Barcamp am Jadebusen
Ein Barcamp ist an sich schon ein erklärungs- und gewöhnungsbedürftiges Format. Eine solche „Unkonferenz“ am Rande der Republik, buchstäblich und tatsächlich am Rand der Nordsse hat alles andere als eine Erfolgsgarantie. Und es hat geklappt. im Rahmen des AP 11 sollten in der Region verschiedene Veranstaltungen durchgeführt und dabei deren Reichweite, Inhalte und Wirksamkeit in Bezug auf verschiedene Dimensionen beurteilt werden. Zu diesen Dimensionen zählten neben der unmittelbar durch die Veranstaltung erreichten Personen auch das lokale und überregionale Netzwerk, die Vernetzung mit dem Projekt und den handelnden Personen, die öffentliche Berichterstattung in den Medien (Radio, Lokalfernsehen, Tageszeitungen und die jeweiligen Onlineauftritte) sowie den digitalen sozialen Netzwerken. Darüber hinaus wurden Veranstaltungen an der die Nutzbarkeit im Rahmen der eigenen Kommunikation (Webauftritt, soziale Medien, interne Projekt-Kommunikation), den Inhalten und der Beteiligung der Teilnehmer, die damit verbundene Ergebnisoffenheit und nicht zuletzt kollaborative Ansätze gemessen. Sie sollten dazu geeignet sein, eine Zusammenarbeit über die eigentliche Veranstaltung hinaus zu initiieren. Ein hartes Ziel war die Gewinnung von Teilnehmern am Projekt, die sich entweder unmittelbar durch den Einbau geeigneter Geräte beteiligen oder anderweitig für das Projekt aktiv werden - als Fürsprecher, Kommunikatoren, Probanden oder z.B. auch indem sie im Rahmen geeigneter Initiativen oder technischer Versuche mitzuwirken bereit sind.
Es war nicht Ziel- und Aufgabenstellung mit einem Veranstaltungsformat alle Dimensionen gleichzeitig und gleichermaßen zu bedienen. Vielmehr sollten im Verlaufe des Projektzeitraums verschiedene Formate, Ansätze und Möglichkeiten ausprobiert, evaluiert und angepasst werden, um zu einem Mix aus unterschiedlichen, möglichen Veranstaltungsformaten zu kommen. Anspruch war es, dass zu einem solchen Mix auch große Veranstaltungen mit innovativem Charakter zählen sollten, die aufgrund dieser Ausprägung dazu geeignet wären, bestimmte Faktoren - wie zum Beispiel öffentliche Wahrnehmung - zu bedienen.
In diesem Zusammenhang, wurde sehr bald nach Beginn des Projektes, das Format Barcamp identifiziert, für die zweite Jahreshälfte 2017 terminiert und inhaltlich sowie organisatorisch vorbereitet. Es handelt sich um eine Großgruppenveranstaltung, bei der durch die Teilnehmer selbst die Tagesordnung festgelegt und inhaltlich gestaltet wird. Der Auftakt erwies sich auf verschiedenen Ebenen als so erfolgreich und zielführend, dass das „Barcamp Dangast“ letztlich drei Jahre in Folge durchgeführt wurde. Dabei fand unterjährig eine regelmäßige Überprüfung und Abwägung der Wirksamkeit statt.
Gegenüber den Risiken, waren die Chancen aus einer solchen innovativen und - besonders in dieser Region - neuartigen Veranstaltung groß. Die Risiken, lagen vor allen Dingen im Bereich der Teilnehmerakquise, den mit der Vorbereitung und Buchung verbundenen Kosten und einem möglichen inhaltlichen Scheitern - während die Chancen vor allen Dingen in einer breiten, partizipativen Beteiligung und positiven Netzwerkeffekten lagen. Öffentliche Berichterstattung, lokaler und überregionaler Vernetzungscharakter, die Möglichkeit Projektinhalte zu kommunizieren, inhaltlich zusammen zu arbeiten und gleichzeitig Informationen über Hintergründe, Bedürfnisse und Informationsbedarf der Teilnehmer zu erhalten, sind mit einem Barcamp erreichbar. Zudem erschien es möglich, auch über die Veranstaltung hinaus Ansprechpartner zu identifizieren und inhaltlich/thematisch Kooperationen aufzubauen. Die Großveranstaltung Barcamp, mit bis zu 80 Teilnehmern, versprach außerdem, Rückschlüsse auf etwaige andere und kleinere geeignete Veranstaltungsformate zu ziehen.
Das Barcamp in Dangast wurde erstmals an zwei aufeinander folgenden Tagen im Herbst 2017 durchgeführt. Der Ort wurde aufgrund der Erreichbarkeit, der Infrastruktur, insbesondere Verfügbarkeit entsprechender Räume, Versorgungsmöglichkeit und Attraktivität für die Teilnehmer ausgewählt. Als Wochentage wurden die beiden Werktage Freitag und Samstag ausgewählt, was für ein klassisches Barcamp eher ungewöhnlich erscheint, den auswärtigen Teilnehmern aber ebenso entgegen kommen sollte wie unmittelbar Projektbeteiligten.
Ein Barcamp ist auf das Dargebot verschiedener, auch unterschiedlich großer Räume angewiesen. Zudem wird ein Auditorium benötigt, in dem zu Beginn der Veranstaltung Vorstellungsrunde und Tagesordnungsplanung stattfinden können. Als zusätzlicher Raum, wurde unmittelbar man Strand ein geeignetes Pagodenzelt aufgebaut. Hierdurch konnte zum Beispiel die Anmietung weiterer Räumlichkeiten vor Ort umgangen werden.
Im Vorfeld der Veranstaltung wurde durch den Besuch geeigneter Veranstaltungen und darüber hinaus gehende persönliche Ansprache auch Öffentlichkeitsarbeit durch Pressegespräche, interne Kommunikation in den beteiligten Unternehmen und Einrichtungen, Plakatwerbung, sowie Onlineveröffentlichungen betrieben. Die Anmeldung und Information Interessierter, erfolgte über eine eigene Landingpage, zusätzlich über Facebook und E-Mailverkehr. Die Teilnahme war kostenlos, um keine zusätzlichen Einstiegshürden aufzubauen. Die Teilnehmerzahl war aufgrund der örtlichen Gegenbenheiten auf maximal ca. 90 Personen begrenzt.
An beiden Tagen, wurden die Teilnehmer - wie bei einem Barcamp üblich - mit Frühstück, Mittag und Getränken versorgt. Weitere unmittelbare Vergünstigungen oder Anreize für die Teilnehmer gab es nicht. Im ersten Jahr, konnten rund 65 Teilnehmer begrüßt werden. Sie setzten sich aus unmittelbar am Projekt beteiligten Personen, überwiegend aber aus lokalen, regionalen und überregionalen Teilnehmern zusammen, die zuvor nichts mit dem Projekt zu tun hatten. Das Altersspektrum und die Zusammensetzung des Publikums war im Vergleich zu anderen Barcamps, erstaunlich breit.
Die Diskussionen und Angebote an beiden Tagen, umfassten eine große Bandbreite unterschiedlicher Themenbereiche, die nahezu alle auf die eine oder andere Art und Weise Bezug zum Projekt aufwiesen. Schwerpunkte bildeten Energiethemen, Mobilität, Neues Arbeiten, Aus- und Weiterbildung, Vereinbarkeit und Diversität sowie Nachhaltigkeit und Umwelt.
Der erfolgreiche Verlauf, die positiven Reaktionen der Teilnehmer, deren hohe Zufriedenheit mit Inhalten und Verlauf, die Resonanz in den digitalen sozialen Netzwerken und auch in der lokalen Presse waren wesentliche Erfolgsfaktoren des ersten Barcamp Dangast. Neben dieser unmittelbaren positiven Resonanz zeichneten sich bereits während der Veranstaltung verschiedene Anknüpfungspunkte ab. So wurde unmittelbar der Wunsch geäußert und das Angebot der Unterstützung kleinerer örtlicher Veranstaltungen in der Region unterbreitet, die dazu geeignet sein sollten, über das Projekt zu informieren und ein lokales Netzwerk aufzubauen. In der Folgezeit und über die Wintermonate 2017/2018 fanden eben solche Veranstaltungen an verschiedenen Orten mit unterschiedlichen Inhalten und Akteuren statt.
Es zeigte sich, dass durch Art der Veranstaltung, die Teilnahme von Personen aus dem Projektumfeld und das Einbringen nebst Abstimmen von projektspezifischen Themen, ein geeignetes Format zum Austausch mit interessierten Dritten gefunden wurde Und zwar völlig unabhängig von Alter, Profession und regionaler Herkunft. Es zeigte sich insbesondere in den Folgejahren, dass unmittelbare Projektentwicklungsthemen und -gegenstände in diesem Format diskutiert und weiterentwickelt werden konnten. Die Teilnehmer konnten somit durch ihre Rückmeldung unmittelbar partizipativ an der Ausgestaltung des Projekts und zum Beispiel an Anwendungen und Entwicklungen mitwirken.
Das Barcamp Dangast erwies sich als erfolgreiche Großgruppenveranstaltung im besonderen Maße geeignet, den innovativen und partizipativen Charakter des Projekts nach außen zu kommunizieren. Die bereits angesprochenen kleinräumigen Veranstaltungen, griffen den Aspekt der Diskussion und des Informationstransfers auf Augenhöhe auf und verstetigten so die Kommunikation mit unterschiedlichen Zielgruppen. Thema dieser Veranstaltungen waren neben Angeboten Dritter aus dem Netzwerk auch unmittelbare Ansätze aus dem Projekt. Immer wieder Thema war u.a. der enera Roadtrip, die Erfahrungen in der unmittelbaren Ansprache und auch im Bereich Web bzw. soziale Netzwerke. Das Barcamp selbst wurde zum Gegenstand der Betrachtungen und Berichterstattung (earned Content) und erfolgreiches Beispiel für Kommunikation und Partizipation.
In den folgenden Jahren nach dem Auftakt 2017, wurde das Barcamp verstärkt dazu genutzt, Prototypen und auch Startup-Kooperationen vorzustellen und zu verproben. Gleich nach dem ersten Barcamp fanden im Zuge der Entwicklung des so genannten Interface der Energie Prototypen-Workshops statt, deren Probanden sich teils aus den Teilnehmern des Barcamps rekrutierten.
Auch in Bezug auf die überregionale Vernetzung und Identifikation von Promotoren und Fürsprechern waren während des Barcamps und darüber hinaus wichtige Anknüpfungspunkte erkennbar. Verschiedene online Veröffentlichungen machten die Veranstaltung, deren Inhalte, Teilnehmer und das Projekt zum Thema. Diese Netzwerkinitiativen reichten bis weit in das folgende Jahr hinein und wurden inhaltlich und persönlich in folgenden Barcamps aufgegriffen und fortgeführt.
Die Kooperation mit Initiativen und auch geeigneten Hochschulprojekten resultierte mittelbar aus dem Barcamp und dem neu entstandenen Netzwerk. Beispielhaft sei hier die Initiative „Dein Deichrad“ genannt. Es handelt sich um einen gemeinnützigen Verein, der auf der ostfriesischen Halbinsel einen kostenlosen Transportradverleih betreibt - deren Mitbegründer Teil des Barcamps waren und sich darüber hinaus als eine Art Botschafter für das Projekt anboten. Ein weiteres Beispiel sind die Hochschulkooperationen, die zu Filmprojekten und Socialmedia-Initiativen inklusive öffentlicher Abschlussveranstaltungen - dem so genannten „Friesenfest“ - führten.
Nach dem erfreulich erfolgreichen Auftakt 2017, gab es wenig Anpassungbedarf. Vielmehr ging es darum die gesunde Mischung der Teilnehmer zu erhalten, die öffentliche Berichterstattung zu intensivieren und den Nachweis zu führen, dass sich das Ergebnis reproduzieren, die Teilnehmerquote ggf. erhöhen und die inhaltliche Schwerpunktsetzung hin zu einer noch engeren Verbindung zu unmittelbaren Projektthemen (Prototypen, Startups siehe vor) ggf. steigern lässt. Dies alles war im zweiten Jahr der Fall. Das dritte Jahr blieb ein wenig hinter den Erwartungen zurück - das lag wohl an mangelnder Verbindlichkeit und konkurrierenden Veranstaltungen. An der Zufriedenheit der Teilnehmer und der Eignung des Formats ändert das jedoch nichts. In den Folgejahren geht es darum das Barcamp auf hohem Stand (Teilnehmerzahlen/Interaktionen) zu konsolidieren und ggf. auch über das Projektende hinaus fortzuführen (im Jahr 2020 fand aufgrund der Corona-Beschränkungen kein Barcamp statt).
Das Barcamp hat binnen drei Jahren nacheinander in Summe rund 190 Teilnehmer angezogen. An jeweils zwei Tagen fanden jeweils rund 30 bis 40 so genannte Sessions statt. Es wurde jeweils in vier bis fünf Presseartikeln regional über das Barcamp und die Hintergründe des Projekts berichtet und über die Facebook-Seite konnten jeweils um die Veranstaltungstermine herum ca. 5.000 Menschen mit Beiträgen erreicht werden. Auch zur Teilnehmerakquise wurde das Barcamp genutzt und mehr als 1/3 der Teilnehmer meldeten im betreffenden Jahr Interesse an der Ausstattung mit dem eigenen Auslese- und Kommunikationsmodul an.
Eine innovative Großgruppenveranstaltung dieser Art und Größe vor dem Hintergrund eines solchen Projekts ist kein Selbstläufer. Die Zusammensetzung der Teilnehmer in Hinblick auf Alter, den beruflichen Hintergrund, der Diversität und regionaler Herkunft sowie verschiedenen anderen Faktoren, macht das Barcamp Dangast besonders - auch im Vergleich zu anderen Veranstaltungen dieser Art. Es ist vor dem Hintergrund Partizipation, Beteiligung und Kommunikation bzw. Öffentlichkeitsarbeit als besonders geeignet einzustufen. Es zeigt sich, dass der Mut, alternative Wege in der Ansprache und Durchführung zu beschreiten, honoriert wird. Das Netzwerk vor Ort ist dazu geeignet und soll dementsprechend genutzt werden, um das Barcamp Dangast auch über den Projektzeitraum hinaus in der Region zu etablieren.
Es lohnt sich ungewöhnliche Wege zu beschreiten
Der methodische Ansatz und das früh angelegte Vorgehen von enera, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Vordergrund stellen ist für ein Demonstrationsvorhaben dieser Art eher ungewöhnlich. Die Ausrichtung der Kommunikation, bei der klassische Öffentlichkeitsarbeit nur als Teil einer breit angelegten Beteiligung der Bevölkerung in einer Modellregion zu verstehen ist, berücksichtigt dabei die Rahmenbedingungen, dass Anschlussfähigkeit und Aufmerksamkeit hergestellt werden müssen. Im Nachhinein lässt sich das Vorgehen in der Gesamtheit schlüssig darstellen und die erfolgreichen Ansätze ebenso wie deren Zusammenspiel nachvollziehen. Dabei gingen die Initiativen auf kleinteilige oder mit vertretbarem geringen Risiko verbundene Pilotvorhaben zurück und das gesamte Vorhaben baut auf iterativen Lernkurven auf.
Erst durch das erfolgreiche Aktivieren Dritter - Einzelpersonen und Teilnehmer, Fürsprecher und Initiativen, Hochschulprojekte, Gewerbetreibende, Serviceclubs sowie darüber hinaus zum Beispiel Landfrauen- und Landvolkverbände - konnten größere Reichweiten erzielt werden. In einer konzentrierten Aktion konnten zum Beispiel binnen weniger Wochen mehr als 500 Menschen im Rahmen von Abendveranstaltungen entsprechender Vereinigungen angesprochen werden. Im Rahmen von Grillabenden, bei denen sich jeweils ein Gastgeber finden und einbinden lassen musste, waren es knapp 100 Personen. Bei solchen und vergleichbaren Formaten z.B. im Rahmen von Gewerbeabenden, Informationsveranstaltungen und so genannten Meet-ups, können zwischen 10 und bis zu 60 Personen pro Veranstaltung erreicht werden. In der Verbindung mit entsprechender online Berichterstattung zeigt sich die Hebelwirkung beim Herstellen von Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit. Außerdem finden wir die Einschätzung bestätigt, dass man vor allen Dingen auch in die vorhandenen sozialen und zum Beispiel beruflichen Netzwerke vordringen muss, um mit dem eigenen Anliegen Gehör zu finden (siehe Literaturhinweis). Der Schlüssel für einen umfassenden Erfolg liegt in der beschriebenen Strategie online und offline Ansprache miteinander zu verknüpfen und zusammen als integrale Einheit zu begreifen.