Autoren: Hauke Held, EWE AG; Michael Richter, EWE AG

Einordnung von pitchX in den Kontext des enera Projektes

Das Projekt enera steht für die Realisierung des nächsten großen Schrittes der Energiewende durch technologische Weiterentwicklung, Vernetzung und eine durchgehende Digitalisierung. In der enera Modellregion in Nord-West Deutschland soll ein stabiles und volkswirtschaftlich optimiertes Energiesystem erprobt werden. Darin sollen  auch neue, disruptive und vorrangig digitale Innovationen und Geschäftsmodelle zügig entwickelt werden. In diesem Zusammenhang liegt es auf der Hand, im Rahmen von enera auch junge, innovative Startups und etablierte Unternehmen zusammen zu bringen.

Dafür wurde Startups mit Ko-Entwicklungsaufträgen ein Marktzugang sowie der Zugriff auf Branchen-Know-How ermöglicht. Gleichzeitig trugen die geförderten Startups mit ihren Ideen und Innovationen dazu bei, ihre spezifische Startup DNA (Dynamik, Kreativität, Unternehmertum) in das Projekt enera zu tragen und es noch lebendiger zu machen.

Um dies im Kontext des Förderprojekts effizient zu erreichen und gleichzeitig auf die spezifischen Bedürfnisse junger Unternehmen einzugehen, wie z.B. Geschwindigkeit bei der Projektanbahnung, niedrige bürokratische Hürden und Möglichkeiten zur Entwicklung des Netzwerks, wurde der Startup-Wettbewerb pitchX entwickelt.

Ziele

Der Startup-Wettbewerb pitchX hatte unter dem Motto „disrupt energy – push transition“ drei Hauptziele:

  1. Startups als aktive (Entwicklungs-) Partner für enera zu gewinnen,
  2. eine Austauschplattform zu innovativen, digitalen Geschäftsmodellen für Startups, Kollegen, Projektpartner und weitere Interessierte zu etablieren,
  3. interessante Persönlichkeiten zu identifizieren, mit denen wir ein digitales Ökosystem aufbauen und die Skalierung von Geschäftsmodellen vorantreiben konnten.

Neben den oben genannten inhaltlichen Zielen wurde bei der Konzeption und Ausgestaltung des pitchX-Formats auch ein förderrechtskonformes Auswahl- und Vergabeverfahren definiert. Dies spiegelt sich auch im methodischen Vorgehen wider.

Methodisches Vorgehen

Zum Erreichen der Ziele des Startup-Wettbewerbs pitchX wurden in einem strukturierten Prozess viele Schritte unter Einbindung des großen enera Expertennetzwerks durchgeführt.

Zunächst wurden Investmentfelder definiert, um die potentiellen Kooperationen mit Startups thematisch zu fokussieren und als Wettbewerbskategorien zu dienen, auf die sich Startups bewerben konnten. Hierzu wurden mit Fachexperten bei der EWE und im enera Partnernetzwerk und unter Berücksichtigung der enera Zukunftsszenarien Workshops durchgeführt, um die entsprechenden Felder inhaltlich zu beschreiben und zu bewerten, in welchen Feldern besonders hohes Potential für Kooperationen erwartet wurde. Eine wesentliche zusätzliche Überlegung für die erste Durchführung war, dass die Investmentfelder offen genug definiert sein sollten, um eine hohe Zahl von Startups mit ihren Lösungen anzusprechen und zur Bewerbung für den Startup-Wettbewerb zu bewegen. So ergaben sich die drei pitchX-Kategorien „Energiewende“, „Kundeninteraktion“ und „Digitalisierung“.

Als Veranstaltungsort wurde das Kraftwerk - City Accelerator Bremen (CAB) ausgewählt, da hier sowohl die Nähe zur Modellregion als auch durch die direkte Lage am Hauptbahnhof in Bremen die Erreichbarkeit für nationale und internationale Teilnehmer optimal gegeben war. Die permanent von Startups genutzten Räumlichkeiten des CABs baten sich darüber hinaus auf natürliche Weise für eine solche Veranstaltung an. Mit einer Kapazität von 200 Personen im Hauptraum gab es genügend Platz für viele interessierte Partner, Bürger und Vertreter aus Politik und Wirtschaft und die Möglichkeit, neben den Startup-Pitches auf der Hauptbühne Räume für das Netzwerken und bilaterale Gespräche zu schaffen.

Die Werbung für pitchX erfolgte mit Unterstützung durch das enera go2market Team, das im Rahmen des enera Projektarbeitspaketes Markt & Bürgerbeteiligung schon viel Erfahrung im Bereich Marketing und PR gesammelt hatte. Hier wurde ein Multi-Kanal-Ansatz sowohl in deutscher als auch englischer Sprache gewählt: Neben Veröffentlichungen auf der enera-Webseite sowie auf den einschlägigen Social-Media-Plattformen und Werbung bei Anbietern wie t3n und deutsche-startups.de setzten wir besonders viele Ressourcen darauf ein, die Informationen zum Pitch-Event an Hochschulen, Gründungszentren und Business Angel Netzwerke zu verteilen und über persönliche Netzwerkkontakte an potentiell in Frage kommende Startups zu streuen. Für die Bewerbung mussten sich die interessierten Startups auf einer eigens entwickelten pitchX-Webseite registrieren und ein Webformular mit Fragen zu ihrem Unternehmen sowie Vorschlägen für gemeinsame Entwicklungskooperationen ausfüllen. In der Rückschau zeigte sich, dass insbesondere über persönliche Netzwerkkontakte Leads generiert werden konnten, die hochqualitative Bewerbungen für pitchX einreichten.

Im Anschluss an die Bekanntmachungen zu pitchX folgte eine sehr intensive Phase der Bewertung der Bewerbungen und der Vorselektion von Startups für das Pitch Event. Hierzu wurden bereits im Vorfeld im Rahmen von enera entworfene Bewertungsmatrizen für Startups so weiterentwickelt und angepasst, dass nun Fachexperten aus dem Partnernetzwerk und der EWE AG auf Basis der im Bewerbungsprozess über die Webseite mitgeteilten Informationen in verschiedenen Kategorien ihre Bewertungen abgeben konnten. Ein besonders wichtiger Aspekt hierbei war, die Bewertungsphase zeitlich sehr kurz zu halten, um den Startups möglichst schnell Rückmeldung bezüglich einer Teilnahme zu geben und trotzdem eine Vielzahl von Experten-Bewertungen zu generieren und in eine Gesamtbewertung einfließen zu lassen. So ergab sich eine Rangliste von Startups je Kategorie und es wurden jeweils die vier Bestplatzierten zum Pitch-Wettbewerb nach Bremen eingeladen. Den Gewinnern des Pitch-Wettbewerbs wurden Kooperationsbeauftragungen in Höhe von jeweils 50.000 Euro in Aussicht gestellt.

Zur verbindlichen Bestätigung der Teilnahme durch die Startups gehörte auch, dass dieses Angebotstemplate ausgefüllt und unterschrieben zurück gesendet werden musste. In diesem Template mussten die Startups ihre Vorschläge aus der Bewerbung konkretisieren und dokumentieren, welche Leistungsbausteine zu welchem Preis in einer Beauftragung von bis zu 50.000 Euro enthalten sein würden. So konnte im Vorfeld des Pitch-Wettbewerbs die finanzielle Vergleichbarkeit der Angebote durch die Abteilung Einkauf der EWE AG überprüft und festgellt werden.

Die inhaltliche Bewertung wurde dann während des Pitch-Wettbewerbs durch eine heterogene Experten-Jury festgestellt. Hierzu wurden von verschiedenen Unternehmen aus dem enera Konsortium 6 Personen als Jury-Mitglieder ausgewählt und um einen externen Experten vom High-Tech Gründerfonds ergänzt. Die Jury-Mitglieder bekamen vor Beginn des Startup-Wettbewerbs zur persönlichen Vorbereitung eine Jury-Mappe, in der die Kurzinformationen und Projektvorschläge aus der Bewerbung der Startups sowie die maßgebliche Bewertungssystematik dokumentiert waren.

Ausschlaggebend für die Jury-Bewertungen waren die Kurzpitches der Startups, die sich selbst und ihren Vorschlag jeweils 5 Minuten vorstellten und dann 5 Minuten auf Jury-Rückfragen antworteten. Für die Auswahl der Gewinner musste jedes Jury-Mitglied nach einer kurzen Diskussion in einem geschlossenen Raum zu jedem Startup eine kurze Bewertungsmatrix ausfüllen. Das einfache Mittel der Bewertungen ergab dann die Startup-Reihenfolge. Der jeweils Erstplatzierte wurde als Gewinner der jeweiligen Kategorie ausgewählt.

Darüber hinaus gab es auch einen Publikumspreis, der zum Schluss der Veranstaltung durch Akklamation bestimmt wurde. Hier ging es sehr stark darum, den Eindruck der Pitches auf das Publikum einzufangen, Interaktion zu erzeugen und natürlich auch einen Spannungsbogen für die Veranstaltung zu erzeugen. Der Gewinner des Publikumspreises – ein Startup, das von der Jury nicht zu einem Kategoriegewinner gekürt wurde – erhielt statt einer Beauftragung einen attraktiven Sachpreis. .

Um neben den reinen Startup-Pitches möglichst viele Informationen zu bieten, die Teilnahme auch für das Publikum attraktiv und unterhaltsam zu gestalten und besonders den Austausch zwischen den Veranstaltungsteilnehmern zu fördern, wurden die Pitches in ein entsprechendes Rahmenprogramm eingebunden. So gab es neben Impulsvorträgen zur Startup-Kultur, zu Innovation im enera TechLab und einem Talk zum enera Projekt auch Standflächen, wo sich Projektpartner als auch die Startups präsentierten und die Möglichkeit bestand, vor und während der Veranstaltung bei einem Getränk ins Gespräch zu kommen. Diese Möglichkeiten wurden ausgiebig genutzt und von den Teilnehmern im Feedback ausdrücklich gelobt.

Im Anschluss an den pitchX-Wettbewerb konnten mit den drei Gewinnern der Kategorien „Energiewende“, „Digitalisierung“ und „Kundeninteraktion“ sehr schnell Projektverträge auf Basis der im Vorfeld eingereichten Angebotstemplates erstellt werden. So konnten die Kooperationen verhältnismäßig zügig in die erfolgreiche Umsetzung gehen.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man festhalten, dass pitchX in diesem Rahmen und mit Blick auf die eingangs beschriebenen Ziele ein großer Erfolg wurde und erheblich zum Erreichen der Ziele des Arbeitspaketes 9 im enera Projekt beigetragen hat: Es wurden in einem transparenten Prozess drei sehr gute Startups für Entwicklungskooperationen im Förderkontext ausgewählt und mit diesen gemeinsame Projekte umgesetzt. Darüber hinaus konnte im Rahmen der Veranstaltung viel Interaktion zwischen verschiedensten Akteuren erzeugt werden, die Ausgangspunkt für viele weitere Gespräche und gemeinsame Aktivitäten waren.

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