Eine Tour mit dem E-Transportrad einmal quer über die Ostfriesische Halbinsel? Von Ost nach West, von Varel nach Greetsiel. Das klingt erst einmal spannend, vor allen Dingen wenn man für ein Projekt unterwegs ist, das die drei Landkreise Friesland, Wittmund und Aurich als Modellregion ausgewählt hat. Um dort im Rahmen des Förderprojektes enera ein Energiewende-Demonstrationsvorhaben umzusetzen. Die Beteiligung von Menschen vor Ort, von Haushalten bis hin zu Industrie- und Gewerbe stellt im Rahmen des Projektes ein ausgemachtes und ganz eigenständiges Ziel dar.

Aber was genau soll mit der Radtour erreicht werden? Wie genau sieht die Geschichte aus und welche Wirkmechanismen macht man sich zu Nutze? Wir erfahren viel Zustimmung - vor allen Dingen auch während des Roadtrips. Und danach werden wir oft zu den Hintergründen gefragt. Mit dieser Retrospektive versuchen wir aufzulösen…

Wir stehen auf dem Marktplatz in Norden. Es ist Sonntag, Rosenfest. Gerade haben wir ein Interview fürs Regionalradio Nordseewelle gegeben und gleich treffen wir einen Redakteur der Ostfriesischen Zeitung. In der Zwischenzeit stehen wir mit unseren vollbepackten Rädern auf dem Markt und langsam bildet sich eine Traube um die elektrisch getriebenen Transporträder. Wie fast überall wo wir in diesen Tagen halten. Die E-Lastenräder sind ungewöhnlich genug, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Geschichte hinter unserem enera Roadtrip ist anschlussfähig.

Keiner der weit über 200 Menschen, die wir in der Woche unterwegs treffen und mit denen wir ins Gespräch kommen, stellt jemals ernsthaft die Frage, was die Räder oder die Fahrradtour mit dem Energiewendeprojekt zu tun haben. Zu augenfällig scheint der Zusammenhang, dass das eine mit dem anderen zu tun hat. Die Veränderungen im Verkehr durch neue Konzepte und die in der Energiewirtschaft durch die sich ändernden Rahmenbedingungen und den Zuwachs erneuerbarer Energien. Und die Herausforderung mit Menschen ins Gespräch zu kommen, wenn man neue Wege geht. Schließlich stehen wir gerade zusammen und sprechen miteinander. Irgendetwas hat also funktioniert. Und zwar richtig gut.

Wir haben keine Wissenschaft aus unserer enera Fahrradtour gemacht und werden im Rückblick dem Ganzen sicherlich kein staatstragendes Etikett verpassen. Wir sind einfach losgefahren und haben ausprobiert, ob sich auf diese Art und Weise ein Erkenntnisgewinn erzielen lässt. Wir haben einfach gemacht und wir hatten Glück. Nicht nur vor Ort im Gespräch mit den Menschen, sondern auch bei der Öffentlichkeitsarbeit im Zusammenspiel mit Presse und Funk. Vor allen Dingen aber im Bereich Social Media - die Reichweite in den sozialen Netzwerken war herausragend!

Als wir da in Norden stehen, liegen lange Regentage mit böenartigem Gegenwind hinter uns. Vielleicht hat uns dieser Teil der „Geschichte“ von Anfang die nötige Aufmerksamkeit gesichert. Denn schon am ersten Tag unseres Roadtrips hatten wir fast 10.000 Leute auf Facebook erreicht. Am Ende werden es weit über 50.000 sein. Viel mehr Menschen, als uns auf diesem Kanal folgen und in Verbindung mit traumhaften Interaktionsquoten ist dies die eigentliche Erfolgsgeschichte.

Wir haben auf allen Kanälen - vor Ort, in den Medien und auf Facebook - eine sympathische und anschlussfähige Geschichte erzählt. Von zwei Mitarbeitern des enera Projekts, die sich vorgenommen haben Wind und Wetter zu trotzen, um die Menschen in einer Modellregion kennen zu lernen. Weil es das einfachste und natürlichste auf dieser Welt ist: loszufahren, Menschen zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Auch Presse und Funk fanden diese Story vor dem Hintergrund des Energiewende-Projekts so spannend, dass dabei einige halbseitige Artikel mit farbigen Fotos der beiden Protagonisten nebst E-Lastenrädern sowie minutenlange Interviewbeiträge im Radio entstanden. Diese und die Pressebeiträge waren allesamt ausdifferenziert in der Darstellung des Projektansatzes und haben die Radtour genau richtig eingeordnet: als eine Art „Forschungsreise“ in die Region.

Nicht alles was wir uns vorgenommen haben, hat funktioniert. Ein Learning für uns war, dass das Nachhalten der Gespräche, die Hintergrundinformationen zu unseren Ansprechpartnern oder sei es nur die Dokumentation der Gespräche, deren Verlauf, Fragen und Inhalte besser hätte laufen können. Es war dann doch eine Frage der zeitlichen Möglichkeiten und dies, wie auch andere Dinge, würden wir bei nächsten Mal anders bzw. besser machen und organisieren.

Und so „schön“ die Geschichte mit dem Wetterkapriolen war: Bild- und Filmmaterial ließ sich unter diesen Umständen nicht wie geplant produzieren. Daran hätte aber auch eine andere Planung kaum etwas geändert. Unseres Erachtens waren wir ohnehin nur deswegen so erfolgreich, weil die Vorplanung sich auf ein Minimum reduzierte und damit größtmögliche Flexibilität möglich war.

Wir haben einfach vieles zugelassen und wurden belohnt.