Wer sich mit alternativen und nachhaltigen Konzepten zur Mobilität beschäftigt, wird früher oder später auch auf das Erdgasauto stoßen. Als Alternative zum klassischen Auto mit Benzin- oder Dieselmotor gerät das Erdgasauto immer mehr in den Fokus umweltbewusster Autofahrer. Doch oftmals ist nicht ganz klar, wo die Vorteile eines Erdgasautos liegen und wie das Konzept genau funktioniert.
Um herauszufinden, ob ein Erdgasauto den eigenen Ansprüchen genügt, sollte daher ein gewisses Grundwissen rund um Funktionsweise, Vorteile und Alltagstauglichkeit vorhanden sein. Nur dann kann eine gut durchdachte Entscheidung im Sinne des eigenen nachhaltigen Lebensstils getroffen werden.
Funktionsweise des Erdgasautos
Das Kernstück des Erdgasautos ist ein herkömmlicher Verbrennungsmotor. Doch statt des üblichen Gemischs aus Benzin und Luft wird hier ein Gas-Luft-Gemisch verbrannt und zum Antrieb des Motors verwendet. Die grundlegende Technologie bleibt also gleich, nur der Kraftstoff ändert sich. Zur Erdgasgewinnung müssen Bohrungen in sogenannten Erdgasfeldern durchgeführt werden, ähnlich wie für Erdöl. Im Handel sind sowohl monovalente als auch bivalente Erdgasautos erhältlich:
Monovalente Fahrzeuge werden komplett mit Erdgas betrieben und haben lediglich einen kleinen Benzintank, der im Notfall für den Weg zur nächsten Erdgastankstelle reicht. Bivalente Fahrzeuge sind Hybride, die neben dem Erdgastank einen zusätzlichen Benzintank haben. Dadurch steigt die Reichweite des Wagens, die Vorteile des Erdgasautos verringern sich allerdings mit jedem Benzinkilometer.
Vorteile des Erdgasautos
Erdgasautos vereinen verschiedene Vorteile in sich, die sie für den einen oder anderen Autofahrer zu einer spannenden Alternative machen:
Im Vergleich zu Super-Benzin sind bis zu 35% weniger CO2-Ausstoß möglich. Wer auf 100% Bio-Gas setzt, kann sogar komplett Kohlendioxid-frei fahren.
Erdgas wird subventioniert und ist dadurch pro Liter günstiger als Benzin. Die Subventionierung läuft in Deutschland noch bis 2026.
Durch den vergleichsweise hohen Energiegehalt wird weniger Kraftstoff für die gleiche Leistung benötigt – der Preis pro Kilometer ist niedriger. Mit 10 Euro sind im Durchschnitt 123 Kilometer mit einem Benziner möglich. Für das gleiche Geld kann ein vergleichbares Erdgasauto mehr als 220 Kilometer weit fahren.
Erdgasfahrzeuge sind oftmals für günstigere Versicherungs- und Steuertarife qualifiziert. Der geringere Schadstoffausstoß ermöglicht den Erhalt von Umweltprämien.
Erdgasautos sind leiser als Benziner und Diesel.
Mit Erdgasautos unterwegs
Wenn du mit einem Erdgasauto unterwegs bist, sind auch lange Strecken kein Problem: Die modernen Fahrzeuge schaffen mit einer Tankfüllung bis zu 1000 Kilometer. Erst dann muss getankt werden. In Deutschland gibt es 900 Erdgastankstellen, in ganz Europa über 3000. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann sich entsprechende Apps herunterladen und schauen, wo auf der geplanten Strecke die nächste Erdgastankstelle zu finden ist. Bis 2025 sollen deutschlandweit 2000 Tankstellen zu finden sein.
Wichtig dabei ist: Erdgas ist nicht mit Autogas zu verwechseln. Während Autogas flüssig verkauft und nach Litern abgerechnet wird, kommt Erdgas tatsächlich gasförmig in den Tank und wird per Kilo gezählt. Erdgasautos können nicht mit Autogas betrieben werden und umgekehrt. Erdgastankstellen sind oftmals mit dem Kürzel CNG versehen (Compressed Natural Gas), Autogastankstellen erkennst du am Kürzel LPG (Liquified Petroleum Gas).
Erdgasautos: Technologie mit Zukunft?
Gerade mit dem Fokus auf Bio-Gas werden Erdgasautos hinsichtlich ihrer Umweltbilanz zu einer attraktiven Alternative. Die großen Ersparnisse beim CO2-Ausstoß sprechen für das alternative Antriebskonzept. In Deutschland sind bisher rund 100.000 Erdgasfahrzeuge zugelassen. Die umweltfreundlichere Technologie hat sich also noch nicht großflächig durchgesetzt.
Ein Problem hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Konzepts und seiner Tauglichkeit für den Massenmarkt ist die Grundressource: Erdgas ist wie Erdöl eine fossile und damit begrenzte Ressource. Die Erdgasvorräte der Erde reichen noch etwa 60 Jahre aus. Die Alternative ist hier Biogas, das durch die Vergärung von Biomasse entsteht und mit jedem Erdgasauto kompatibel ist.
Lohnt sich ein Erdgasauto für mich?
Wenn du mit dem Gedanken spielst, dir ein Erdgasauto zuzulegen und neben dem Umweltaspekt auch deine persönliche Rentabilität nicht vernachlässigen möchtest, solltest du genau planen. Zwar kostet Erdgas weniger als Benzin oder Diesel, dafür sind die Anschaffungskosten eines Erdgasautos höher. 4000 Euro mehr als ein vergleichbarer Benziner kostet ein Fahrzeug mit Erdgasantrieb. Nur wer sein Auto lange nutzt und viel fährt, kann den Mehrpreis durch die Ersparnisse an der Tankstelle letztendlich ausgleichen.
Als Orientierungshilfe hat der ADAC folgende Werte ermittelt: Ab einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr rentiert sich das Erdgasauto nach fünf Jahren. Wer weniger fährt, braucht entsprechend länger, um die Kosten wieder reinzuholen und ist rein finanziell betrachtet bei einer kürzeren Nutzungsdauer mit einem Benziner besser bedient. Der Umwelt hilfst du jedoch mit jedem einzelnen Kilometer, den du mit einem Erdgasauto statt mit einem konventionellen Fahrzeug zurücklegst.