„Wenn ich morgens aufstehe, bin ich zwei Meter groß. Und über den Tag wird’s dann ein bisschen weniger,“ meint Lars Ulmke, der mit seinem Betrieb - dem Christianshof im friesischen Wangerland“ als so genannter Archehof anerkannt ist. Der groß gewachsene Ulmke ist ein „Typ“ und seine Geschichte voller Umwege. „Nix gelernt außer Abi und LKW-Führerschein,“ scherzt er, der heute gemeinsam mit seiner Frau Andrea Landwirtschaft und Hofladen betreibt. Und dabei mit seiner Zucht ganz nebenbei bedrohten Haustierrassen den Erhalt sichert. Unter anderem finden 120 Schweine, 22 „Teile Rindvieh“ - wie Lars so schön sagt - Geflügel, zwei Hunde, mehr als ein Dutzend Katzen und die sechsköpfige Patchwork-Familie auf der Christianshof-„Arche“ Platz. Wir haben Lars Ulmke besucht, in guter Manier mit angepackt und stellen ihn und die Hintergründe zum Christianshof hier vor.

Christianshof im Wangerland von 1840

Lars hat den Hof vor 21 Jahren gekauft. Er selbst ist auf einem Bauernhof groß geworden und mit der Geburt der ersten Tochter war klar: Auch die Kinder sollen so heranwachsen. Der größte Gulfhof im Wangerland blickt auf eine mehr als 150-jährige Geschichte zurück. Die Scheune alleine hat schon über 1.000 Quadratmeter, der First des Daches ist 60 Meter lang. 85 Hektar Land werden heute bewirtschaftet. Dann kommen Käufer zum Beispiel aus dem vier Stunden entfernten Dortmund, um auf 15 Hektar Heu bei ihm zu ernten. Das Gras von insgesamt rund 45 Hektar geht als Futter in den Verkauf. Dies könne nicht darüber hinweg täuschen, dass das Gras in diesem Sommer quasi von selbst zu Heu wird. Viel zu wenig Niederschlag, das Grundwasser ist runter und schon viele sehr warme Tage hat es 2019 gegeben.

Darüber hinaus baut Ulmke Gemüse an und eine sogenannte solidarische Landwirtschaft auf. Das Prinzip auf Gegenseitigkeit sichert den Mitwirkenden Gemüse aus biologischem Anbau zu vergleichsweise günstigen Preisen - eben weil sie bei Anbau, Ernte oder auf andere Art und Weise unterstützend auf dem Hof mitwirken. Die Teilnehmer kommen aus dem näheren Umfeld - zum Beispiel aus Jever, Wittmund oder auch aus Wilhelmshaven.

Archehof hat Erhalt der Tierrassen zum Ziel

Bunte Bentheimer, Bronzeputen, Ostfriesische Möwen (dabei handelt es sich um Hühner), Emdener Gänse, das Deutsche schwarzbunte Niederungsrind, Meißner Widder (Kaninchen) und Wollschweine finden auf dem Archehof im Wangerland ein zu Hause. Es war die Idee von Andrea, sich mit dem Christianshof dem Erhalt dieser alten Haustierrassen zu widmen. Lars hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen bewegten Werdegang hinter sich, hatte Landwirt gelernt, das Studium der Agrarwissenschaften und zum Vermessungswesen gleichermaßen abgebrochen, trotzdem erfolgreich ein Ingenieurbüro für See- und Landvermessung gegründet, war Bauleiter und Kalkulator. Hat dann mit Mitte 40 noch einmal erfolgreich umgeschult und war in der Folge europaweit als Bühnen- und Studiomeister tätig.

Und seit 2017 ist der Gulfhof im nördlichen Friesland Archehof. Manchmal stehen Nachbarn unvermittelt vor Tür, berichtet Lars und bieten ihre Hilfe an. Als wir vor einiger Zeit mit einem enera Grillabend auf dem Christianshof Station gemacht haben, waren viele Interessierte und aufgeschlossene Menschen dabei und haben sich nicht nur für das Energiewende-Projekt, sondern auch für den Hof, das Archeprinzip und nachhaltiges Wirtschaften interessiert. Nicht nur durch die Idee der solidarischen Landwirtschaft, sondern auch durch die Offenheit der Familie wird der Hof zu eine Art Begegnungsstätte - wo vieles anders gemacht und gedacht wird.