Morgens um vier Uhr geht's bei "Kappo" richtig rund - lange bevor die ersten Kunden im Laden frische Brötchen kaufen wollen. Wir stehen in der Backstube und Michael Kappen wirbelt mit seinem Mitarbeiter um uns herum. Jeder Handgriff schon mehr als tausend Mal durchgeführt. Immer hier an dieser Stelle. Seit mehr als 35 Jahren führt Michael die kleine Bäckerei im Vareler Ortsteil Büppel. Damals mit Anfang zwanzig, hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen. Was er heute Tag für Tag macht, findet man so nur noch selten. Backen ist überwiegend zu einem industriellen Prozess geworden. Bäckereien mit eigenen Backstuben wie die von Michael gibt es nur noch wenige. Und seinen Betrieb, der direkt vor seinem Privathaus gelegen ist, kennt er naturgemäß wie seine Westentasche. Sein "Energiemanagement" kann er schnell auf einen Zettel schreiben. Die überdimensionale Knetmaschine sei ebenso ein großer Stromverbraucher wie der Kühlraum.

"Energiemanagement" auf Bierdeckel

Wann der Kühlraum allerdings konkret Strom verbrauche, wisse er natürlich nicht. Findet aber die Idee, dass der Strom für seine Verbraucher im Betrieb aus regional erzeugtem, regenerativen Anlagen kommt, extrem spannend. "Das muss sich dann aber auch vor allen Dingen finanziell lohnen," meint Kappo. Er sei ja kein Energieexperte, aber natürlich sei Strom ein Kostenfaktor. Insofern versteht er den Ansatz mit Hilfe von digitalen Zählern, Verbrauch und Erzeugung aufeinander abstimmen zu können. Und auch, dass dadurch die Netze effizienter betrieben werden können. So oder so sei das aber weit weg vom Backen. Interessanter sei da schon die Frage, ob Strom langfristig dadurch viel teurer oder eben günstiger werde; oder gar nichts koste. Praktische Fragen eben, aus der betrieblichen Sicht eines Bäckers, der noch selber backt.

Wie und warum werden Gewerbetriebe wie die Bäckerei Kappen eingebunden

Im Rahmen des Projektes enera sollen große und kleine Verbraucher in das Energieversorgungsnetz der Zukunft eingebunden werden. Voraussichtlich ab 2018 sind alle Unternehmen aber auch private Haushalte, die mehr als 10.000 kWh Strom pro Jahr verbrauchen, aufgrund der aktuellen Gesetzgebung mit einem intelligenten Zähler auszustatten. Später auch solche, die zwischen 6.000 und 10.000 kWh liegen - die meisten privaten Haushalte verbrauchen meist deutlich weniger. Allen gemeinsam ist, dass sie am besten auch selbst von der neuen Technik profitieren sollen. Gerade Betriebe mit einem vergleichsweise höheren Verbrauch haben natürlich auch größere Einsparpotenziale. Das Stichwort hier lautet Transparenz: zu wissen, wann, warum, welcher Verbraucher im Unternehmen Strom verbraucht, ist ein erster Schritt hin zur Optimierung.