Autoren: Philippe Hennes, the peak lab. / ppc

Motivation

Energieerzeugung und Energieverbräuche finden heute weitestgehend unbewusst und intransparent statt. Intelligente Messsysteme befinden sich mit Ihren Displays im Keller oder Hauswirtschaftsraum und sind daher selten präsent im Lebensumfeld von Haushalten. Diese Intransparenz führt dazu, dass sich die Menschen nicht aktiv mit Ihren Verbräuchen auseinandersetzen und dass die Verbräuche nur selten aktiv gelenkt werden. Wir denken, dass der bewusste Diskurs mit Verbräuchen im Haushalt und den damit verbundenen Kosten einen bewussteren Umgang mit dem Medium Elektrizität fördert und aktiv dazu beiträgt Stromverbräuche zu senken oder in netzdienliche Zeiten zu lenken.

Im „enera Barcamp“ in Dangast wurden diese Thesen in Nutzerworkshops untermauert, hier kam erstmals die Idee eines Smart Mirrors auf, der in der Lage ist Informationen zum Haushalt zu visualisieren.

Lösungsansatz

Die Idee war es nun einen alltäglichen Einrichtungsgegenstand im Haushalt zu nutzen, um hier minimal invasiv Informationen dazustellen, diese aber unterbewusst in den Tagesablauf der Haushalte zu integrieren. Wir nutzten dabei das Konzept des Smart Mirrors der schon in vielfältiger Weise existiert. Unsere Überlegung konzentrierte sich auf die folgenden Nutzerszenarien:

  • Informationen im Vorbeigehen erfassen
  • Informationen beim Kommen und Gehen zu erfassen, um so den aktuellen Zustand einordnen zu können

Aus diesen Überlegungen konzentrierten wir uns auf den Bereich Flur, da dieser die obigen Anforderungen klar unterstützt.

Im nächsten Schritt erstellten wir Prototypen, um die Machbarkeit zu beweisen. Wir setzen hier auf leichtgewichtige Verfahren (Paper Prototyping), welche es uns ermöglichten schnell neue Ideen bei geringem Aufwand haptisch in eine echte Form zu bringen.

Ein wichtiger Leitfaden bei der Erstellung der Prototypen war die Optik. Unser Ziel war es unsere Lösung von den klassischen Selbstbauprojekten im Netz zu differenzieren. Diese sind oft recht klobig, da die Hardwarekomponenten bei allen Lösungen hinter dem Spiegel in einem dicken Rahmen angebracht wurden. Unsere Lösung sollte ein schlankes, edles und haptisch wertiges Gefühl vermitteln, so dass es als Interieur im Haushalt wahrgenommen wird und kein technisches Gefühl erzeugt (und sich damit positiv von einem Intelligenten Messsystem im Zählerschrank abhebt).

Entwicklung Smart Mirror
Hackathon Smart Mirror

Für die Software kamen einige OpenSource Projekte in Frage, die wir adaptierten. Nach einigen Versuchen setzten wir auf mirr.os (https://glancr.de/mirr-os/one/) das eine offene Plugin Schnittstelle über Widgets bietet und auf die wir aufsetzen konnten.

Für die weitere Entwicklung setzten wir auf mehrere Hackathons in denen wir 2 Ansätze verfolgten, um Daten auf dem SmartMirror anzuzeigen.

  • Anbindung von Smart.me Zählern
  • Anbindung des Intelligenten Messsystems über dessen HAN-Schnittstelle

In den Hackathons wurden beide Schnittstellen erfolgreich angebunden und die IST-Daten zu aktuellem Verbrauch, historischen Daten (Tag, Letzte Woche, Letzter Monat) und dem aktuellen Jahresgesamtverbrauch auf dem Spiegel visualisiert.

Die Anbindung der HAN Schnittstelle stellte dabei die größte Herausforderung dar. Diese ist nur limitiert dokumentiert und stark Hardware spezifisch implementiert, so das keine einheitliche Anbindung möglich ist. Bei zukünftigen Projekten wäre es wünschenswert auf eine einheitliche, offene und moderne Architektur bei gleichzeitig besserer Kompatibilität zu legen um unnötige Aufwände in der Implementierung von neuen Geschäftsmodellen zu vermeiden.

Mit dem voll funktionsfähigen Prototyp des Smart Mirror wurde der Grundstein für auf sein Prinzip aufbauende Geschäftsmodelle gelegt. Er stellt mit seiner dezentralen Datenerhebung und -auswertung den Gegenentwurf zu den datenhungrigen Diensten von Google, Amazon und co. dar und spricht daher insbesondere Menschen an, denen der Schutz ihrer persönlichen Daten am Herzen liegt. Für den nun beginnenden Rollout der intelligenten Messsysteme in Deutschland stellt der Smart Mirror eine ideale Ergänzung dar. Gerade, wenn in Zukunft variable Stromtarife eine immer größere Rolle bei der effizienten Nutzung von erneuerbar erzeugter Energie spielen sollen, kann eine unterbewusste Integration des Themas Energieverbrauch in den Alltag der Menschen ein entscheidender Faktor zum Gelingen der Energiewende sein.

Smart Mirror