Wer neu in eine Wohnung zieht, muss sich früher oder später auch mit der Wahl des Stromanbieters beschäftigen. Hierbei wirst du mit vielen Zahlen konfrontiert. Vor allem die Kilowattstunde spielt eine wichtige Rolle beim Stromverbrauch. Dabei handelt es sich nicht um eine Zeiteinheit, was beim Wort „Stunde“ naheliegen würde. Vielmehr dient die Kilowattstunde als Grundlage für die Abrechnung durch den Energieversorger. Doch was sich genau dahinter verbirgt, was eine Kilowattstunde uns kostet und wie hoch der Bedarf jedes Einzelnen ist, ist oftmals nicht klar.

Wofür steht eine Kilowattstunde?

Um die Stromrechnung und die Preisgestaltung der Anbieter zu verstehen, ist es wichtig, die physikalischen Grundlagen zu kennen. Dazu gehören zum Beispiel auch die verschiedenen Messeinheiten. Eine Kilowattstunde (kurz kWh) sind 1000 Wattstunden und eine Einheit, in der Energie oder auch Arbeit gemessen wird. Andere Einheiten zur Energiemessung sind beispielsweise Joule oder Kalorien, die du aus dem Ernährungsbereich kennst.

Die Kilowattstunde wird vor allem genutzt, um elektrische Energie, also Strom, und Heizwärme abzurechnen. Ein Gerät mit einer Leistung von 1 Watt verbraucht in einer Stunde 1 Wattstunde, ein Gerät mit 1000 Watt Leistung benötigt in einer Stunde 1000 Wattstunden oder 1 Kilowattstunde an Energie. Je höher die Leistung und je länger die Betriebsdauer, desto höher also der Energieverbrauch deiner Elektrogeräte. Diese beiden Faktoren kannst du in deinem Haushalt beeinflussen, um Geld zu sparen – denn Strom wird per Kilowattstunde abgerechnet.

Was kostet eine kWh Strom?

Deine monatliche Stromrechnung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Einerseits gibt es den gleichbleibenden Grundpreis, andererseits zahlst du einen Preis pro Kilowattstunde an verbrauchter Energie. Bei der Suche nach einem günstigen Stromanbieter solltest du daher beide Kostenfaktoren vergleichen und dich nicht durch einen niedrigen Grundpreis täuschen lassen. Wer viel Strom verbraucht, kann hier schnell draufzahlen. Die meisten Anbieter staffeln ihre Kilowattstundenpreise nach dem zu erwartenden Verbrauch: Wer viel verbraucht, zahlt weniger pro Energieeinheit – energiesparende Haushalte müssen mehr pro Kilowattstunde zahlen.

Der durchschnittliche Strompreis liegt in Deutschland inzwischen etwa bei 30 Cent/kWh und hat sich damit seit 2000 mehr als verdoppelt. Damals lag der Preis bei etwa 14 Cent/kWh. Grund für die massive Preissteigerung sind unter anderem sowohl die Mehrkosten für die Energiewende als auch die steigenden Kosten für die Nutzung und den Ausbau des Stromnetzes, die die Anbieter mittragen müssen.

Wie setzt sich der Preis für Strom zusammen?

Der Strompreis setzt sich aus zahlreichen Komponenten zusammen: Erzeugung und Vertrieb des Stroms, Netzentgelte, Strom- und Umsatzsteuer, Konzessionsabgabe, EEG- und KWKG-Umlage, §19-Umlage, Offshore-Netzumlage und letztendlich einen Aufschlag, damit der Stromanbieter Gewinn erwirtschaften kann. Den Großteil dieser Faktoren – gerade die Steuern und Abgaben – können die Anbieter nicht beeinflussen. Lediglich bei den Kosten, die im Unternehmen selbst entstehen, sind Einsparungen möglich.

Inzwischen bestimmt der Staat in Form von Umlagen und Steuern fast 44 Prozent der Stromkosten, sodass die Anbieter nur einen sehr geringen Handlungsspielraum haben und die Kosten zu einem Großteil an ihre Kunden weitergeben müssen, um rentabel zu bleiben. In den nächsten Jahren werden noch Kosten für die Installation intelligenter Stromzähler dazukommen, die bis 2032 verpflichtend eingebaut werden müssen. Diese Geräte haben dann allerdings den Vorteil, dass sie dir durch tagesaktuelle Daten beim Stromsparen helfen können, sodass du eventuelle Mehrkosten einfach wieder reinholen kannst.

Was kostet eine kWh Gas?

Neben Strom wird auch Erdgas, das in manchen Haushalten für Warmwasser und die Heizung genutzt wird, in Kilowattstunden abgerechnet. Die Menge des Gases, die in Kubikmetern gemessen wird, wird dafür ins Verhältnis mit der erzielten Energie gesetzt. Auf der Gasabrechnung kannst du dann beide Werte finden: die verbrauchte Menge und damit erzeugte und von dir genutzte Energie. Pauschal ist eine Kilowattstunde Gas günstiger als eine Kilowattstunde Strom – jedoch können mit Gas keine elektrischen Geräte betrieben werden.

Der Durchschnittspreis für eine Kilowattstunde Energie, die aus Gas gewonnen wird, lag in Deutschland 2018 zwischen 5 und 6 Cent. Der Gaspreis setzt sich dabei aus dem Einkaufspreis deines Anbieters, der Gewinnspanne des Anbieters, den Entgelten für die Nutzung des Netzwerks, Konzessions- und Förderabgaben sowie Steuern zusammen.

Wie viele Kilowattstunden Strom verbrauchen wir?

Die physikalische Größe Kilowattstunden ist relativ abstrakt. Stromanbieter verlangen jedoch, dass du deinen Jahresverbrauch schätzt, damit sie eine entsprechende Abschlagszahlung ermitteln können. Pro Person liegt der durchschnittliche Jahresverbrauch an Strom etwas bei 1400 Kilowattstunden. Mit wachsender Haushaltsgröße sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch entsprechend. So verbraucht ein 2-Personen-Haushalt etwa 2000 bis 2500 Kilowattstunden, ein 4-Personen-Haushalt im Mehrfamilienhaus ungefähr 3000 kWh.

Wenn du es ganz genau wissen möchtest, kannst die Leistung deiner Elektrogeräte nehmen, sie mit der Betriebsdauer multiplizieren und anschließend alle Werte zusammenrechnen. Dann erhältst du einen relativ exakten Eindruck deines Stromverbrauchs. Generell reicht es aber aus, sich an groben Richtwerten zu orientieren, um den eigenen Bedarf in Kilowattstunden zu ermitteln.

Stromverbrauch in Küche und Haushalt

1 kWh reicht in Küche und Haushalt aus, um…

  • rund 72 Scheiben Brot zu toasten
  • zwei Wochen lang Eier zum Frühstück zu kochen
  • einen Kuchen zu backen
  • ungefähr eine Stunde staubzusaugen
  • zwölf Hemden zu bügeln
  • in einer Waschmaschine mit der höchsten Energieeffizienzklasse eineinhalb Waschgänge durchzuführen

Die konkreten Verbrauchswerte hängen natürlich von den individuellen Geräten und ihrer Leistung ab.

Stromverbrauch bei Arbeit und Freizeit

1 kWh reicht im Büro und in der Freizeit aus, um…

  • acht Stunden lang am Computer zu spielen
  • über 15 Stunden lang am Laptop zu arbeiten
  • 100 Mal das Smartphone aufzuladen
  • über 100 Stunden den WLAN-Router zu betreiben
  • mit einem Elektroauto ungefähr 6,5 Kilometer weit zu fahren

Auch hierbei handelt es sich lediglich um grobe Orientierungswerte, da die Leistung der Geräte stark variieren kann.